Trauma

Einleitend

Zuerst kommt die Tür des Schlafs. Der Schlaf bietet uns die Zuflucht vor der Welt und all ihrem Leid. Im Schlaf vergeht die Zeit, und das verschafft uns den nötigen Abstand zu all dem was Schmerz uns zugefügt hat. Wenn Menschen Verletzungen erleiden werden sie oftmals bewusstlos, und jemand, welch*er eine furchtbare Situation an sich selbst erlebt oder auch an anderen Menschen miterlebt, fällt dann vielleicht in Ohnmacht. Das Erlebte beginnt in den ungenutzten Winkeln des Geistes zu verblassen. So werden die Wunden allmählich betäubt.
Eine weitere Tür des Trauma ist die des Vergessens. Manche der Wunden sind zu tief um wieder verheilen zu können, oder zumindest zu tief für eine schnellere Heilung. Hinzu kommt, dass manche Erinnerungen ausschließlich schmerzhaft sind und sich da nichts heilen lässt.
Das Sprichwort „ Die Zeit heilt alle Wunden“ entspricht nicht der Wahrheit. Die Zeit heilt die meisten Wunden. Die verbleibenden sind hinter dieser Tür verborgen und diese will nicht geöffnet werden.
Dann gibt es die Tür des Wahnsinns. Manchmal erhält eine Seele einen so verheerenden Schlag das sich der betroffene Mensch in den Wahnsinn flüchtet. Das ist nützlicher als es zunächst scheint. Denn manchmal besteht die Wirklichkeit nur noch aus Schmerz, und um diesen zu entrinnen, muss der Geist, die Seele die Wirklichkeit hinter sich lassen.
Die vierte Tür ist die des Todes und damit die endgültige letzte Tür. Der letzte Ausweg, der einzige Weg der noch verbleibt. Wenn wir erstmal tot sind kann uns nichts mehr etwas anhaben- so heißt es jedenfalls. 
Trauma ist wie tief unter der Erde eingeschlossen zu sein. Wenn Mensch noch niemals ohne Licht und sonstigen Hilfsmitteln unter der Erde war, ist es vermutlich sehr schwer bzw. nicht nachzuempfinden. Das Dunkle ist vollkommen und fast mit den Händen zu greifen und doch greift der Mensch in Leere. Es lauert außerhalb des Lichts dabei stets bereit, wie eine Flut hereinzuströmen. Die Luft ist unbewegt und abgestanden. Es gibt keine Geräusche außer denen die von einem selbst kommen. Der Atem klingt laut in den Ohren. Das Herz pocht. Und die ganze Zeit ist Mensch sich bewusst welche Massen an Erde und Stein auf und um einem lasten.

Was ist ein Trauma?

Es ist kaum möglich, den Begriff Trauma in Kürze zu beschreiben. Trauma sind ein oder mehrere belastende (traumatische) Ereignisse – wie z.B. Unfälle, Katastrophen, zwischenmenschliche Gewalterlebnisse, Missbrauch, frühe erlebte Verwahrlosung, Vernachlässigung– die im Menschen zunächst eine „seelische Verletzung“ hervorrufen.

Ob von einem Trauma ausgegangen werden kann hängt entscheidend damit zusammen, dass ein objektives Ereignis mit dem wie es subjektiv erlebt wird, zusammentrifft. Für das subjektive Erleben spielen die bereits zuvor im Leben gemachten Erfahrungen ebenso eine Rolle wie auch der persönliche Informationsstand und die individuellen Reaktionsmöglichkeiten auf das Ereignis.

Erlebt ein Mensch ein belastendes Ereignis und fühlt sich dadurch in einer ausweglosen Lage, so entwickeln sich bestimmte für diese Situation angemessene Verhaltensweisen, um die Situation bestmöglich überleben zu können. Oftmals ist es später nicht mehr möglich dieses Verhaltensmuster wieder abzulegen wenn wir an diese Situationen erinnert werden (Trigger), auch wenn es längst nicht mehr überlebenswichtig ist da die Bedrohung nicht mehr besteht. So kann das Verhalten für Außenstehende aber auch für den betreffenden Menschen selbst sehr verwirrend, verletzend und unlogisch erscheinen. Diese psychischen Besonderheiten werden als Trauma-Folgestörungen bezeichnet.

Peter A. Levine schreibt in „Sprache ohne Worte“ (S.294):„ (Genau) diese Fixierung auf die Vergangenheit, die nicht mehr wahrnimmt, dass die Zukunft völlig anders aussehen kann, passiert bei einem Trauma.“

Wenn die Zukunft also zu stark von der Vergangenheit geprägt ist, können wir uns gar nicht mehr vorstellen, dass es auch anders gehen kann. Z. B. Kann es möglich sein, dass einem Menschen als Kind gesagt oder gezeigt wurde dass es nichts kann und wertlos sei, sich eben dieser Mensch auch im Erwachsenendasein schwertun könnte Selbstbewusstsein zu entwickeln bzw. sich wertzuschätzen.

Was sind Traumafolgestörungen?

Traumafolgestörungen zeichnen sich durch Symptome aus, wie z. B.
 
• Vermeidungsverhalten z. B. nach einem Autounfall in kein Auto mehr einzusteigen
• Angstzustände und Panikattacken
• Schuldgefühle
• Libidoverlust
• körperlichen Symptomen wie Schlaf- und Essstörungen, diffuse Schmerzen ohne organische Ursache
• eine innere Abspaltung (Dissoziation) die während der belastenden Situation vor Schmerz und Gefühlsüberflutung rettet; jetzt aber zeitweise zu einem Ausfall der normalen Bewusstseinsfunktion des Gedächtnisses, der Identität und der Wahrnehmung führen kann
• Zukunftsangst und Pessimismus
• Flashbacks, immer wiederkehrende Gedanken und Erinnerungen an das vergangene belastende Ereignis
• Übererregungssymptome (Hyperarousal), z. B. in Form von Schlafstörungen, erhöhter Reizbarkeit, fehlender Impulskontrolle
• einem häufig auftretenden Gefühl der Überforderung
• diversen Abhängigkeiten wie z.B. jegliche Form des Drogenkonsum

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